Dass man Norbert Blüm’s legendären Satz „Die Rente ist sicher!“ aus dem Jahr 1986 heute immer noch viel zitiert liest, liegt nicht zuletzt an der Angst, dass das vielleicht heute nicht mehr so sicher ist. Und wenn man sich die absoluten Zahlen einmal anschaut, dann ist das auch nachvollziehbar. Der Bundeshaushalt für 2022 umfasste knapp 500 Milliarden Euro (500.000.000.000). Im gleichen Jahr wurde die Rentenversicherung aus den Bundesmitteln mit einer Summe von 109 Milliarden Euro unterstützt. Der Bundeshaushalt setzt sich nun bekanntlich grob aus zwei Komponenten zusammen. Steuereinnahmen und Neuverschuldung. Wenn wir zur Vereinfachung einmal davon ausgehen, dass der gesamte Bundeshaushalt aus Steuereinnahmen finanziert werden könnte, dann wären davon mehr als 20% schonmal für die Stützung der Rente weg.
Rente in Deutschland – ein Umlageverfahren
Aber wie kommt diese Situation zustande? Die Deutsche Rentenversicherung ist im Grunde genommen nur ein großer Umverteilungsapparat. Die Rentenbeiträge die gezahlt werden, werden fast vollständig sofort wieder an die Rentnerinnen und Rentner ausgeschüttet. Dafür bekommt der oder die Einzahlende einen Punktewert vermerkt, der dann zum späteren Renteneintritt in die tatsächliche Rente umgerechnet wird. Die spätere Rente wird dann wiederum über das Umlageverfahren von der nachfolgenden Generation getragen. Wenn nun der demographische Wandel so fortschreitet wie in den letzten Jahren, verändert sich hier das Verhältnis in negativer Weise. Immer weniger Beitragszahler stehen immer mehr Rentnern gegenüber. Doch das ist ein anderes komplexes Thema, das ich nochmals gesondert beleuchten will.
Rentenpunkt? Rentenfaktor? Was steht mir zu?
Kommen wir einmal zu konkreten Zahlen und Berechnungen. Den Grundsatz hatte ich eben schon beschrieben. Jeder der heute in die Rentenkasse einzahlt bekommt Punkte auf seiner Stempelkarte. Diese Stempelkarte löst man dann beim Renteneintritt ein. Die Anzahl der Punkte wird mit dem sogenannten Rentenfaktor multipliziert. Der daraus errechnete Wert ist die monatliche Rente.

Schritt 1 – Rentenpunkte sammeln
Wie komme ich jetzt an so einen Punkt. Wer in einem Jahr genau den Durchschnitt über alle Versicherten verdient, bekommt genau einen Renten- oder Entgeltpunkt. Das Durchschnittsgehalt liegt aktuell bei 43.142€. Liegt man darunter oder darüber, wird der Punktwert entsprechend angepasst. Verdiene ich z.B. die Hälfte, dann bekomme ich einen halben Rentenpunkt. Nach oben ist das ganze gedeckelt. Beiträge werden nur bis zur sogenannten Beitragsbemessungsgrenze fällig. Diese liegt in 2024 bei 90.600€ in den alten und bei 89.400€ in den neuen Bundesländern. Wohne ich also in den alten Bundesländern, dann kann ich in 2024 maximal 2,1 Rentenpunkte sammeln, wenn ich ein Gehalt von 90.600€ und darüber habe. 2,1 * 43.142 = 90.600.
Schritt 2 – Rente berechnen
Würde ich heute mit meiner Punktekarte zur Deutschen Rentenversicherung gehen, um meine Regelaltersrente zu beantragen, wäre die Berechnung wiefolgt.
Entgeltpunkte * Zugangsfaktor * Rentenartfaktor * aktuelle Rentenwert = monatliche Rente
Im Regelfall sind Zugangsfaktor und Rentenartfaktor 1. Bei 45 Entgeltpunkten und einem Rentenwert von 37,60€ (im Jahr 2024) komme ich also auf 1.692€ monatliche Rente.
Die höchst mögliche Rente
Gehen wir mal davon aus, dass man 45 Jahre arbeitet. Auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass man von Beginn an über der Beitragsbemessungsgrenze verdient, nehmen wir das für die Rechnung einmal an. Pro Jahr sind im Schnitt 2 Entgeltpunkte möglich (2024 etwas mehr, in anderen Jahren etwas weniger). Das bedeutet, dass 90 Punkte gesammelt werden, die nach heutigem Stand zu einer monatlichen Rente von 3.384€ führen.
Schon 2000 Euro Rente beziehen in Deutschland nur wenig Menschen, aber mehr als 3000 Euro Rente sind besonders selten. Wie dem Rentenversicherungsbericht 2022 zu entnehmen ist, haben das lediglich 50 Rentner geschafft. Der Deutschen Rentenversicherung zufolge haben diese Personen aber auch 50 Jahre oder mehr in die Rentenkasse eingezahlt. Die Höchstrente in 45 Jahren Arbeit zu schaffen, ist daher praktisch fast unmöglich.
Fazit
Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch jüngere Menschen die heute in die Rentenkasse einzahlen in Zukunft noch eine Rente bekommen. Fraglich ist aber, ob man in der Lage sein wird damit über die Runden zu kommen. Das ist eine sehr individuelle Frage, die jeder für sich beantworten muss. Wer weiß, was an monatlichen finanziellen Mitteln benötigt wird, kann sich relativ einfach ausrechnen, ob die gesetzliche Rente ausreichen wird oder ob es eine Rentenlücke gibt, die anderweitig zu schließen ist.